Entdecke in meiner Rezension, warum “Das Haus der Wiederkehr” von Jojo Moyes gleichzeitig fasziniert und frustriert – ein Roman voller unerwarteter Brüche, tiefgründiger Charaktere und heftiger Gefühle.
Inhalt
Die charmante Wiederentdeckung von Bestsellerautorin Jojo Moyes! Ein kleines Küstenstädtchen in den 1950er Jahren, zwei Schwestern, eine tragische Liebe, die bis in die Gegenwart wirkt.
Lottie und Celia sind in dem Küstenstädtchen Merham wie Schwestern aufgewachsen. Während Celia gegen die Enge der Kleinstadt aufbegehrt, liebt Lottie den idyllischen Ort und vor allem das Meer. Besonders fasziniert sie ein prächtiges Art-déco-Haus direkt am Strand, in dem eine bunte Gruppe von Künstlern lebt.
Gemeinsam tauchen Celia und Lottie ein in eine aufregende, unkonventionelle Welt. Bis Celia eines Tages ihren Verlobten Guy mit nach Hause bringt – und vom ersten Augenblick an weiß Lottie, dass er ihre große Liebe ist …
Ein halbes Jahrhundert später erwacht das Haus am Strand wieder zum Leben – und mit ihm seine Geheimnisse. Den damaligen und heutigen Bewohnern stellt sich die Frage: Kann man die Vergangenheit je hinter sich lassen?
Quelle: Rowohlt Verlag →
Meine Meinung
Jojo Moyes’ “Das Haus der Wiederkehr” ist ein wunderbar erzählter Roman, der in die 1950er Jahre eines kleinen Küstenstädtchens entführt und eine Geschichte über Liebe, Verlust und die Suche nach sich selbst erzählt. Die Autorin schafft es, die vielen unterschiedlichen Charaktere lebendig werden zu lassen, manche sind blasser und ich konnte mir kaum ihre Namen merken, andere wiederum werden lebendig und authentisch.
Lottie und Celia
Die Geschichte dreht sich um die Schwestern Lottie und Celia, deren Leben untrennbar mit dem prächtigen Art-déco-Haus am Strand von Merham verbunden ist. Hier lebt eine Gruppe exzentrischer Künstler, die die beiden jungen Frauen in eine aufregende und unkonventionelle Welt entführen. Auch wenn Celia sich abwendet im Laufe der Geschichte, prägen diese außergewöhnlichen Menschen Lotties Leben für immer.
Die Entwicklung der Charaktere, insbesondere der Protagonistin Lottie ist tiefgründig und facettenreich, wobei Moyes geschickt einige Aspekte, wie die Homosexualität in den 50er Jahren, unaufgeregt und angedeutet einwebt und den Rest der Fantasie der Leser überlässt.
Frauen im Fokus der Erzählung
Ein zentraler Aspekt des Romans ist die emotionale Reise der Frauenfiguren, die sich mit unglücklicher Liebe, Verlust und unerfüllten Sehnsüchten auseinandersetzen. Gleichzeitig zeigt Moyes, wie diese Frauen sich emanzipieren und aus Abhängigkeiten befreien. Dies verleiht der Geschichte eine kraftvolle Tiefe und macht sie besonders einfühlsam.
Wir verlassen die liebgewonnenen Charaktere
In der Mitte des Buches kommt es zu einem dramatischen Bruch: Die Handlung spitzt sich zu, und es passiert viel auf einmal. Dabei verlassen wir plötzlich die lieb gewonnenen Charaktere, besonders Lottie ist mir sehr ans Herz gewachsen, was zunächst enttäuschend ist. Doch Moyes gelingt es, diesen Bruch sinnvoll in die Geschichte zu integrieren, und letztendlich wird der Leser mit einer Verflechtung zweier Zeitebenen belohnt, die ein umfassendes Bild entstehen lassen.
Der Zeitsprung, der den Leser von den 1950er Jahren in die Gegenwart katapultiert, mag zunächst disruptiv wirken, erweist sich jedoch als cleveres erzählerisches Mittel. Die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner wird durch die Gegenwart neu belebt, und die Geheimnisse der Vergangenheit beginnen sich zu entfalten.
Hörbuch
Besonders hervorzuheben ist die hervorragende Sprecherin Luise Helm, die den Charakteren in der Hörbuchfassung zusätzliche Tiefe verleiht. Ihre einfühlsame Art zu lesen, unterstützt die emotionale Intensität der Geschichte und macht das Hörerlebnis zu etwas Besonderem.
Platz für eigene Iterpretation
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass einige Handlungsstränge bewusst nicht bis ins letzte Detail auserzählt werden, sondern der Fantasie des Lesers überlassen bleiben. Dies gibt dem Roman eine besondere Note und lässt Raum für eigene Interpretationen.
Im Mittelpunkt des Romans stehen fast ausschließlich Frauen: Silvia, Celia, Lottie, Adeline, Daisy und Camille. Die Männer – Guy, Hal, Jason – spielen eher Nebenrollen, beeinflussen aber dennoch die Gefühlswelten der weiblichen Protagonistinnen stark. Moyes thematisiert auch die gesellschaftlichen Tabus der 50er Jahre, wie Homosexualität, auf eine unaufgeregte und respektvolle Weise. Für die Gefühle macht es keinen Unterschied ob die Charaktere Homo- oder Heterosexuell angelegt sind.
Kritik
Ein Punkt den ich kritisch sehe, aber den ich nicht abschließend bewerten kann, ist die Art wie die Frauen in Moyes Roman an den Männern des Romans hängen, nach ihnen schmachten, sich in Sehnsucht nach ihnen verlieren und in tiefe Traurigkeit und Zweifel geschickt werden. Die eine Seite in mir bemängelt das als zu viel Selbstmitleid und zu wenig Emanzipation. Auf der anderen Seite lässt Moyes diese tiefen Gefühle lebendig und greifbar werden und so überzeugt mich schließlich die tiefe Gefühlswelt in die Moyes mich eintauchen lässt. Ich kann diese auch traurige Gefühlswelt wertschätzen.
Fazit
Das Ende von “Das Haus der Wiederkehr” ist unerwartet und perfekt. Jojo Moyes gelingt es, die Geschichte auf eine Weise abzuschließen, die sowohl überraschend als auch befriedigend ist. Insgesamt ist “Das Haus der Wiederkehr” ein emotional tiefgehender und wunderbar erzählter Roman, der mit seiner Mischung aus historischen und gegenwärtigen Elementen begeistert und zum Nachdenken anregt. Nach einem Auf und Ab der Gefühle wurde ich mit einem herzlichen und sanften Ende belohnt.
Buchdetails:
“Haus der Widerkehr” von Jojo Moyes
Rowohlt Verlag – Überarbeitet und neu übersetzt 01.03.2024
Taschenbuch ab 18,00 € ca. 496 Seiten
Verlag: Rowohlt Verlag →
Hinweise
Rezension: ©alienicious 2024
Das rezensierte Hörbuch habe ich selber erworben.