In meiner Rezension zu “Komet” von Claire Holroyde erfahrt ihr, wie diese fesselnde Geschichte die Bedrohung eines heranrasenden Kometen auf die Erde schildert und die tiefgreifenden Auswirkungen auf die Menschheit darstellt.

Rezension: "Komet" von Claire Holroyde

Inhalt

Ein dunkler Komet rast mit beängstigender Geschwindigkeit auf die Erde zu und wird in etwa 180 Tagen einschlagen. Der Komet ist von beängstigender Größe, ein sogenannter “Planeten-Killer”, vergleichbar mit dem Himmelskörper, der einst die Dinosaurier auslöschte.

Eine Allianz aus Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen kommt zusammen, unterstützt von verschiedenen Regierungen und Militärs, um Szenarien zu entwerfen, wie man den Kometen ablenken oder zerstören und die Auswirkungen auf unseren Heimatplaneten minimieren kann.

Es ist offensichtlich: Es bedarf einer waghalsigen Weltraummission, um den Kometen mithilfe einer Atombombe von seinem Kurs abzulenken. Doch ob die Umsetzung dieses Vorhabens in wenigen Monaten realisierbar ist, bleibt unklar.

Meine Meinung

Perspektiven

Der Roman entfaltet sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Wir blicken durch die Augen der Wissenschaftlerin, die den Kometen entdeckt hat, erleben die Perspektive des Wissenschaftlers, der die Mission maßgeblich lenkt, tauchen ein in die Welt einer kleinen Crew von Wissenschaftlern, eines Fotografen und eines Dichters auf einem Schiff in der Arktis, begegnen einer Frau mitten in New York und vielen anderen.

Diese vielfältigen Blickwinkel verleihen der drohenden Katastrophe eine bemerkenswerte Vielschichtigkeit und lassen die Geschichte lebendig werden. Jeder Charakter trägt seine eigenen Ängste, Sorgen und Prioritäten im Angesicht des herannahenden Weltuntergangs und muss entscheiden, wofür es sich lohnt, seine verbleibenden Tage zu opfern. Ihre Gefühle und Gedanken durchlaufen ein tiefes emotionales Tal. Einige sind allein von dem Bestreben getrieben, den Kometen abzuwenden. Einige von ihnen brechen unter dem Druck zusammen, andere passen sich an und entdecken eine neue Sicht auf die Welt und den Wert des Lebens.

Der Weltuntergang naht

Das Beklemmende am “Weltuntergang” ist, dass die Erde selbst weiterexistieren wird, während die Zukunft der Menschheit in Frage steht. Gewiss nicht in der Form, wie wir sie heute kennen.

Als die Nachricht die Öffentlichkeit erreicht, dass der Komet die Erde tatsächlich treffen wird, bricht die gesellschaftliche Ordnung zusammen. Es beginnt mit banalen Dingen wie der ausbleibenden Müllabfuhr und verschärft sich rasch zu unterbrochenen Lieferketten, Ausfällen der Internetverbindung und einem Versiegen der Trinkwasserversorgung. Die Liste der Probleme ist endlos.

Doch es kommt noch schlimmer: Die sozialen Normen und Werte erodieren in kürzester Zeit, und die Menschen verfallen in einen primitiven Überlebenskampf. Raub, Gewalt, Totschlag und schlimmeres dominieren die Szene, wenn unter dem Druck der Krise Instinkte in uns zum Vorschein kommen. Einige gehen weit über das eigene Überleben hinaus und lassen all den Hass, Neid, Gier und Gewalt freien Lauf ohne den Rahmen aus Gesetzten, Ethik, Kultur und sozialen Normen.

Besonders beeindruckend wird die Fragilität unserer Nahrungsmittelversorgung dargestellt. Die Situation in Großstädten ist äußerst realistisch und beängstigend. In urbanen Zentren sind die Menschen zu hundert Prozent von Lieferketten abhängig, und es gibt bei weitem nicht genug lokale Ressourcen, um die Bevölkerung zu versorgen.

Abgeschottet von der Zivilisation

Eine weitere eindrückliche Perspektive bietet die kleine Forschungscrew auf einem Schiff in der Arktis. Die Autorin illustriert eindrücklich, wie sehr wir global vom Internet abhängig sind. Der Kontakt zu Familie und Freunden ist heutzutage mithilfe des Internets nahezu weltweit gewährleistet. Wenn diese Verbindung abbricht, setzt schnell eine beklemmende Einsamkeit ein. Für die Crew kommt erschwerend hinzu, dass sie keine Informationen darüber erhalten, was auf dem Festland geschieht. Eine schwierige Entscheidung steht ihnen bevor: Sollen sie auf See ausharren und auf ihre Vorräte setzen bis diese schwinden, oder sich ins Unbekannte auf dem Festland wagen? Welche Option ist das kleinere Übel? Die Charaktere vermitteln eindringlich ihre Gefühle angesichts der drohenden Katastrophe und bilden eine kleine, isolierte Gemeinschaft.

Parallelen zu Preppern und der Realität der Pandemie

Die jüngste Covid-19-Pandemie hat uns gezeigt, wie sehr unsere Gesellschaften von der Stabilität der Lieferketten abhängig sind. Dinge wie unterbrochene Lieferketten und der Mangel an Medikamenten sind inzwischen allzu vertraut. Die Geschichte betont die Realitätsnähe solcher Szenarien und verdeutlicht, wie sinnvoll es sein kann, sich auf Krisen vorzubereiten.

Hier zeigt sich die Bedeutung des “Preppertums”. In der Geschichte sind es diejenigen, die Vorräte haben und die Fähigkeiten besitzen, sich selbst zu versorgen, die die besten Überlebenschancen haben. Das Buch spiegelt eine Welt wider, in der das Wissen über das Überleben in der Wildnis und der Zugang zu Ressourcen entscheidend sind und wie sehr unsere “westlichen Gesellschaften” sich diesem Wissen entfremdet haben.

Hier ein kleine Übersicht vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe →

Emotionale Achterbahn

Ich erwarb dieses Buch aufgrund seines fesselnden Themas und meiner persönlichen Faszination für Szenarien des Weltuntergangs. Doch ich war nicht darauf vorbereitet, wie tief mich diese Geschichte ergreifen würde. Bereits jetzt kann ich sagen, dass “Komet” eines der bewegendsten Bücher des Jahres 2023 für mich ist. Ich litt mit den Charakteren, fühlte mit ihnen, weinte und fürchtete mich mit ihnen. Manchmal musste ich das Buch beiseitelegen, da es so viele realistische Szenarien aufwirft. Claire Holroyde hat hier hervorragende Arbeit geleistet, indem sie eine fesselnde Geschichte mit vielfältigen Charakteren erzählte und die Verzweiflung und Angst so eindrücklich vermittelte. Und schließlich taucht ein Hauch von Hoffnung am Horizont auf. Ist es möglich, dass die Menschheit eine solche Krise überleben kann?

Fazit

Dieses Buch ist eine Achterbahnfahrt durch die menschlichen Emotionen. Es bietet nicht nur eine spannende und wissenschaftlich fundierte Handlung, sondern auch facettenreiche und authentische Charaktere, deren Entwicklung von anfänglicher Angst bis hin zu fast spiritueller Hoffnung reicht. Es präsentiert eine Geschichte voller realistischer und düsterer Szenarien. Für mich persönlich war es ein absoluter “Page-Turner” und verdient meine uneingeschränkte Empfehlung.

Snackable-Sciene: Himmelskörper im Überblick

Da die Begriffe Asteroid, Komet, Meteor, Meteroid und Meteorit häufig sehr synonym verwendet werden, hier eine kleine Aufklärung.

  • Kometen sind eisige Himmelskörper mit einem charakteristischen Schweif, der sich bildet, wenn sie der Sonne näher kommen.
  • Asteroiden sind feste Himmelskörper, die im Weltraum zwischen den Planeten unseres Sonnensystems existieren, oft im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter.
  • Meteoroiden sind kleinere, feste Objekte im Weltraum, die von winzigen Gesteinsbrocken bis zu mehreren Metern Größe reichen.
  • Meteore sind leuchtende Streifen am Himmel, die entstehen, wenn Meteoroiden in die Erdatmosphäre eintreten und verglühen. Wir kennen sie als Sternschnuppen.
  • Meteoriten sind die Überreste von Meteoroiden, die die Erdoberfläche erreichen und nicht vollständig verglühen. Sie können aus Stein, Eisen oder einer Mischung von Materialien bestehen.

Buchdetails:

“Komet – Countdown zum Weltuntergang” von Claire Holroyde
dtv – 18.05.2023
Taschenbuch 12,95€
Verlag: dtv →


Hinweise

Rezension: ©alienicious 2023

Das rezensierte Buch habe ich selber erworben.

Eine Übersicht meiner Rezensionen findet ihr hier.