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Rezension: “Eisfieber” von Ken Follett

In meiner Rezension tauchen wir tief in den packenden Ebola-Thriller “Eisfieber” von Ken Follett ein. Erfahre, wie dieser Meister des Spannungsgenres mit atemberaubender Erzählkunst überzeugt.

Madoba-2: ein Virus, tödlicher noch als Ebola. Entsprechend groß ist die Unruhe bei Oxenford Medical, als ein infiziertes Kaninchen aus dem Hochsicherheitslabor verschwindet. Wenige Tage später überfallen maskierte Männer das Labor, erbeuten den Virus. Die Polizei ist wegen eines Schneesturms zur Untätigkeit verdammt, Sicherheitschefin Toni Gallo jedoch nimmt die Verfolgung der Täter auf. Es steht viel auf dem Spiel, und noch ahnt sie nicht, dass der Dieb aus dem engsten Familienkreis des Firmengründers kommt …

Quelle: Lübbe Verlag
https://www.luebbe.de/luebbe-belletris
tik/buecher/thriller/eisfieber/id_6549785

Meine Meinung

Ken Folletts “Eisfieber” ist ein Thriller, der sich mit einer hochaktuellen und furchterregenden Bedrohung auseinandersetzt: der Ebola-Krankheit. Obwohl das Buch schon knappe 20 Jahre auf dem Buckel hat (das Original erschien im Englischen 2004 unter dem Titel “Whiteout“), hat das Buch nichts an seiner Aktualität verloren. Das Buch entführt uns in die gefährliche Welt der biologischen Forschung, in der hochansteckende Krankheitserreger untersucht werden und für Gefahren sorgen können.

Das Setting

Am Abend vor Heiligabend herrscht bei Oxenford Medical, einem schottischen Unternehmen, das an Impfstoffen forscht, höchste Alarmbereitschaft. Antonia “Toni” Gallo, erst kürzlich zur Sicherheitschefin ernannt, ist äußerst ehrgeizig und entschlossen, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um potenzielle Gefahren zu beseitigen. Niemand nimmt die Situation ernster als sie selbst, als plötzlich zwei Proben aus einer hochgeheimen Versuchsreihe verschwinden.

Theoretisch könnte es eine harmlose Erklärung für das Verschwinden der Proben geben. Vielleicht hat jemand Mist gebaut und einfach vergessen, die Entnahme ordnungsgemäß zu dokumentieren. Doch Toni ist nicht gewillt, sich auf so einer Spekulation auszuruhen. Jeder Mitarbeiter und Mitarbeiterin, der Zugang zum Hochsicherheitslabor hat, wird kontaktiert, selbst wenn es mitten in der Nacht ist oder sie sich im Urlaub befinden. Letztendlich bleibt nur noch ein Techniker übrig der nicht kontaktiert werden kann.

In seinem Zuhause wird der Techniker aufgefunden, blutend aus Nase und Ohren – Symptome von Ebola. Kurz darauf erliegt er der tödlichen Krankheit. Er hat ein Versuchstier aus dem Labor mitgenommen, raus geschmuggelt und sich letztlich infiziert.

Biosafety Level

Ein zentrales Thema des Buches ist das Arbeiten mit gefährlichen Krankheiten in Hochsicherheitslaboren. Dabei ist “Biosafety Level” das Stichwort was häufig fällt. In der Realität müssen strenge Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden, um zu verhindern, dass solche Erreger ausbrechen. Dies umfasst die Verwendung spezieller Schutzkleidung, die Einhaltung strenger Protokolle und die Arbeit in isolierten Einrichtungen, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Die Personen müssen sich für ein Biosafety-Level qualifizieren und ständig fortbilden. In “Eisfieber” wird die Brisanz dieser Thematik deutlich, da das Ebola-Virus eine tödliche Gefahr darstellt und Sicherheitslücken in den Laboren schnell in einer Katastrophe ändern können.

Reale Ereignisse

In “Eisfieber” wird ein Ebola-Virus aus einem Sicherheitslabor raus geschmuggelt, um ihn zu verkaufen und damit große Summen zu erwirtschaften. In der Realität ist mir kein Fall bekannt, bei dem ein Virus aus einem Labor für terroristische entwendet wurde. Abgesehen von illegalen Laboren, die Krankheitserreger wie Salmonellen zu terroristischen Zwecken eingesetzt haben (Bhagwan-Kommune, USA 1984).
Dennoch gibt es immer wieder Angriffe mit Krankheitserregern und Labore müssen abgesichert werden um Krankheitserreger weder unabsichtlich durch Kontamination freizusetzen oder durch Diebstahl zu entwenden.

Familiendrama und Charaktere

“Eisfieber” erzählt neben der Gefahr durch das Ebola-Virus und der nervenaufreibenden Jagt nach dem Sicherheitslack ein ganz schönes Familiendrama. Über Weihnachten findet sich die Familie vom Inhaber von Oxenford Medical – Stanley Oxenford – auf seinem Anwesen zusammen um die Tage gemeinsam zu verbringen und Weihnachten zu feiern.

Schnell wird klar, dass es viel Zwietracht, Neid, Geheimnisse und Lügen zwischen den Familienmitgliedern gibt. Erwachsene Kinder die um ihr Erbe bangen, eine Affäre mit einem Schwager, ein abtrünniger Sohn und Jugendliche die rum pubertieren. Und schließlich die Verbindung zwischen Toni und dem Vater der Familie.

Ich bin hin und her gerissen wie weit ich dieses Familiendrama für glaubwürdig halte. Einiges ist sehr überzogen und ist mehr der Geschichte geschuldet, als einer authentischen Familie, in der die Liebe der Eltern über allem steht.

Nichtsdestotrotz funktioniert die Geschichte für mich. Manche Charaktere bleiben etwas oberflächlich, andere hingegen wie Toni, sind schon mit mehr Tiefe geschrieben. Sie ist nicht nur die starke, ehrgeizige Frau sondern auch voller Sorge versagt zu haben und einfühlsam mit Stanley und ihrer aufkeimenden Beziehung. Sie ist ehrlich und nimmt auch die harten Aufgaben in Angriff.

Fazit

“Eisfieber” zählt zweifellos zu meinen persönlichen Favoriten im Schaffen von Ken Follett. Das fesselnde Thema Ebola verleiht der Geschichte eine unheimliche Faszination. Die gnadenlose Jagd nach der Sicherheitslücke und den gestohlenen Proben ist von Beginn bis Ende packend und kurzweilig. Wenngleich einige Charaktere gelegentlich oberflächlich wirken, schmälert dies keineswegs den Gesamteindruck. Wie gewohnt fügt Ken Follett zahlreiche faszinierende Details und fundierte Hintergrundinformationen zum Thema Bio-Labore geschickt in die Geschichte ein. Ein absolut mitreißender Thriller!

Buchdetails:

“Eisfieber” von Ken Follett
Bastei Lübbe – 28.09.2018 (Original 2004)
Taschenbuch 12,99€
Verlag: Lübbe Belletristik →


Hinweise

Rezension: ©alienicious 2023

Das rezensierte Buch habe ich selber erworben.

Eine Übersicht meiner Rezensionen findet ihr hier.

“Die Chemie des Todes” – die Serie zum Buch

Simon Beckett hat mit “Chemie des Todes” und den Fortsetzungen eine Kult-Reihe geschaffen, die jedem Thriller Fan ein Begriff ist.

Den Erfolg der Bücher hat Paramount+ jetzt aufgegriffen und die Bücher als Serie umgesetzt.

Die Serie ist hochwertig produziert, gut besetzt, Look und Feeling der Serie ist super. Es gibt lange Einstellungen, schöne Bilder und die gewohnt düstere englische Atmosphäre der Bücher.

Die Chemie des Todes - Simon Beckett

Aufbau der Serie

Was mich jedoch überrascht hat war der Aufbau der Serie, so entsprechen (soweit ich die Serie geschaut habe) zwei Episoden jeweils einem Band der Reihe. Da der Titel der Serie dem ersten Band der Reihe entspricht, bin ich in meiner Unwissenheit davon ausgegangen, dass eine Staffel einem Buch entspricht. Das sollte man vorher wissen. Aber gut, das ist in Ordnung und vom Umfang völlig gerechtfertigt ein Buch in Spielfilmlänge zu erzählen.

Ich persönlich bin immer etwas zwiegespalten wenn eine Buchvorlage in epischer Länge in 10-12 Episoden verfilmt wird. Zum einen möchte ich die Buchvorlage möglichst Detailgetreu erzählt bekommen, aber auf der anderen Seite besitzt das Medium Film bzw. Serie ganz andere Möglichkeiten. So ist weniger der Fantasie des Zuschauers überlassen, doch können viele Sachverhalte auch wesentlich zügiger – mit einer Geste, einem Blick, einem Detail – rübergebracht werden. Für “Chemie des Todes” finde ich die zwei Episoden pro Buch, also Spielfilmlänge, ein gelungenes Format.

Differenzen

Es gibt einige Differenzen zu den Büchern, die für mich erzählerisch jedoch nur wenig Sinn machen. Zum einen wird David Hunter viel emotionaler dargestellt, als in den Büchern. Ja, er trauert um seine Familie und hat das – glaubwürdiger Weise – noch nicht überwunden. Er steckt in einem Trauma, was seinen Leben fest im Griff hat, doch in der Serie wird das unendlich aufgepustet und lenkt von der eigentlichen Handlung ab. Es gibt immer wieder Einstellungen in denen David mit roten Augen und in Gedanken versunken dargestellt wird, doch hat man als Zuschauer auch beim zweiten oder dritten Mal verstanden was in David vorgeht. Kurzgesagt: Es ist leider etwas langatmig.

Fazit

Als Leserin der Bücher vermisse ich einiges an der Serie und auf der anderen Seite wundere ich mich über Änderungen in der Handlung. Wenn man sich jedoch auf die Serie einlässt, werden die Fälle in guter Besetzung und angenehmer Geschwindigkeit erzählt. Nur Davids Charakter in der Serie wird mir eindeutig zu gefangen in seiner Trauer gezeigt (möglicherweise ändert sich das im Laufe der Serie ja noch).

Hier gibt es mein Short Review, zu Band 5: “Totenfang” → und hier eine Übersicht aller meiner Rezensionen und Short Reviews →

3 von 5 Aliens für: “Chemie des Todes” auf Paramount +.