Monat: Januar 2025

Rezension: “Der Gesang der Flusskrebse” von Delia Owens

Wow! Es ist erst Anfang Januar und ich habe bereits ein Buch gelesen, das mir wirklich unter die Haut gegangen ist und mich so schnell nicht mehr loslassen wird. Erfahrt in meiner Rezension zu “Der Gesang der Flusskrebse” warum dieses Buch schon jetzt einen besonderen Platz in meinem Regal verdient hat.

Rezension: "Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens

Inhalt

Chase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sandbänken. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Als zwei junge Männer auf die wilde Schöne aufmerksam werden, öffnet Kya sich einem neuen Leben – mit dramatischen Folgen. Delia Owens erzählt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können.
Quelle: Hanser Literaturverlage

Meine Meinung

Möglicherweise bin ich bei diesem Buch etwas zu unkritisch, denn ich habe es von vorne bis hinten verschlungen und mein Herz an dieses Buch verloren!

Kya wächst in einem Elternhaus, voller Gewalt und Trauma auf. Ein Vater der Alkoholiker ist und gewalttätig wird, insbesondere der Mutter gegenüber. Eine Mutter die in dieser Situation zerbricht und die Familie eines Tages verlässt und damit den übrigen Familienzusammenhalt mit sich nimmt. Einer nach dem anderen wird sie von ihren Geschwistern verlassen und bleibt schließlich mit ihrem Vater in der Hütte im Marschland zurück.

Einsamkeit

Es wird so viel Traurigkeit, Verzweiflung und Einsamkeit deutlich in diesem jungen Mädchen. Einige Zeit später verschwindet auch ihr Vater von der Bildfläche und als junges Mädchen bleibt Kya völlig alleine in dieser Welt zurück. Sie ist eine Außenseiterin, geächtet und ausgegrenzt von den Stadtbewohnern fristet sie ihr Leben im Marschland. Die Kinder in der Schule mobben sie, und so verbringt Kya in ihrem Leben nur einen einzigen Tag in der Schule.

Kya entwickelt sich von einem verzweifelten, einsamen Kind in eine Jugendliche und junge Erwachsene die gelernt hat auf eigenen Beinen zu stehen und sich durchzuschlagen. Die Einsamkeit ist überwältigend, aber sie flüchtet sich in ihre Begeisterung für die Natur und alle Tiere, Pflanzen und Pilze die darin Leben.

Zwei Männer in Kyas Leben

Als Kya älter wird spielen zwei Männer in ihrem Leben eine Rolle. Ihr Kindheitsfreund Tate, der sie immer akzeptiert hat wie sie ist. Der ihr Lesen und Schreiben beibringt und der sie doch verlässt als er aufs College geht. Später dann Chase, ein Aufreißer aus der Stadt, der eine sehr zwiegespaltene Verbindung zu Kya hat. Auf der einen Seite ist es für ihn ein Abenteuer – ein Spiel – sich dem wilden Mädchen aus dem Marsch zu nähern, die sonst niemanden an sich heran lässt. Er prallt grade zu mit seiner Eroberung. Er möchte nicht dass Kya Teil seines Lebens außerhalb des Marschlandes, in der normalen Gesellschaft ist. Auf der anderen Seite hat er auch eine gewisse Besessenheit für Kya übrig, die ihn nicht los lässt. Aber auch von ihm wird sie verraten und verlassen.

Kyas Leben ist eine Gradwanderung zwischen Einsamkeit erst unfreiwillig, dann aber auch als Schutz vor Verletzung durch andere Menschen. Auf der Anderen Seite ist ihre stoische Art das Leben zu nehmen wie es kommt und das Beste daraus zu machen bewundernswert.

Ich finde die Art und Weise wie Kya die Welt sieht ist so unschuldig wie authentisch, wenig gefärbt von Konventionen, rein und nah an der Natur. Sie ist eine wahnsinnig starke Persönlichkeit und ein außergewöhnlicher Charakter. Sie ist facettenreich, sie steckt Dinge nicht einfach weg, sie hat gelernt nachtragend und vorsichtig zu sein, aber sie kann sich auch öffnen und liebt die kleinen Dinge in ihrem Leben.

Verbundenheit zur Natur

Die Verbundenheit zur Natur ist ein ganz großer Punkt in diesem Roman. Kyas Verbindung zu Natur, ihr Interesse alles über jeden Vogel, jedes Insekt und jede Pflanze zu wissen und zu erforschen wird eindrücklich geschildert. Sie ist die geborene Biologin ohne jede Art der akademischen Bildung. Kyas Kindheit spielt in den 50er Jahren und sie fällt völlig aus dem damaligen Rollenbild und geht ihren eigenen unkonventionellen und auch lange unfreiwilligen Weg, der zu etwas wunderbarem erwachsen wird.

Doch Kya ist auch wehrhaft, ihre Verbindung zum Marschland ermöglicht es ihr sich in ihm wie ein Schatten zu bewegen, sich zu tarnen wie die Tiere und jedem Verfolger zu entkommen. Sie hat immer außerhalb der Gesellschaft gelebt und genauso ist auch ihre Art Probleme zu lösen, was in dem Buch zu einem sehr interessanten und bedrückenden Fall führt.

Owens schildert so eindrücklich Kyas Erfahrungen. Im Grunde ist es eine sehr traurige Geschichte von einem verlassenen und verzweifelten Kind, dass nie den Absprung von ihren Wurzeln in ein neues Leben geschafft hat. Aber sie erzählt auch die Geschichte von einem Kind, dass trotz aller Widrigkeiten, trotz einem furchtbaren Start in dieses Leben, so viel Stärke beweist, nie aufgegeben hat und innerhalb ihrer Grenzen einen eigenen Weg findet Liebe zu finden und zu Leben.

Fazit

Mein Herz ist bei diesem Buch übergequollen vor Emotionen. Das Gefühl Verlassen zu werden, die überwältigende Einsamkeit der Protagonistin. Das Leid, aber auch die Freude an der Natur. Die Begeisterung als sie ihre Lage angenommen und sich einen ganz eigenen Lebensstil geschaffen hat, die Liebe und Zuneigung zwischen den Charakteren und die außergewöhnliche Geschichte an sich machen das Buch für mich schon jetzt zu einem Highlight in diesem Jahr. So fern Kyas Realität ist, kann man sich dennoch auf Grund des einfühlsamen Erzählstils in sie hineinversetzen. Absolute Leseempfehlung!

Buchdetails:

“Der Gesang der Flusskrebse” von Delia Owens
Hanser Literaturverlage – 22.07.2019
Hardcover 22,00 € – 464 Seiten
Mehr Infos auf der Homepage der Autorin


Hinweise

Rezension: ©alienicious 2025

Das rezensierte Buch habe ich selber erworben.

Eine Übersicht meiner Rezensionen findet ihr hier. 🕮

Jahresrückblick 2024

Mein Bücherjahr 2024 begann eher schleppend. Im ersten Quartal habe ich kaum etwas gelesen. Ab dem Frühjahr und Sommer kam die Motivation zurück, und ich habe wieder richtig Freude am Lesen gefunden.

In diesem Jahr habe ich einige neue Autor:innen für mich entdeckt, darunter Marc-Uwe Kling und Abigail Owen. Gleichzeitig griff ich auch zu Werken von altbekannten und geliebten Autor:innen wie Stephen King, Frank Schätzing, Rebekah Stoke sowie dem Autorenduo Preston & Child.

Natürlich dürfen in keinem Jahr Sci-Fi-Bücher fehlen. Dazu zählen “Die letzte Astronautin” von David Wellington, “Drift” von Ralph Edenhofer und Joshua Tree sowie “Luna” von Philip P. Peterson.

Einige meiner Rereads standen ebenfalls auf dem Plan – Werke, die mir besonders am Herzen liegen oder die ich mit einem neuen Blickwinkel erneut betrachten wollte. Manche dieser Rereads haben sich wieder als wahre Goldstücke erwiesen, wie “Ich bin viele” (Band 1) von Dennis E. Taylor und “Brennen muss Salem” von Stephen King. Andere sehe ich heute wesentlich kritischer, darunter “Beautiful Disaster” von Jamie McGuire.

Ich habe auch endlich wieder ein echtes Fantasy-Buch gelesen: “Der Name des Windes” von Patrick Rothfuss. Es war ein tolles Erlebnis!

Spannende Thriller gehörten besonders im Winter zu meinem Leserepertoire. Hier haben mich “Ihr raffiniertes Spiel” von Ruth Mancini, “Die Frau des Serienkillers” von Alice Hunter und “Patenkind” von Jane E. James in ihren Bann gezogen.

Für mich hat 2024 außergewöhnlich viel (Dark) Romance zu bieten gehabt. Angefangen bei “Biss zum Morgengrauen” von Stephenie Meyer, über das viel diskutierte “Haunting Adeline” von H.D. Carlton, bis hin zu “Beloved Villain” und “Beloved Villain 2” von D.C. Odesza – es war eine aufregende – aber auch zwiegespaltene – Reise durch dieses Genre.

Was ich hingegen kaum gelesen habe, waren Non-Fiction-Bücher zu Wissenschaft oder persönlicher Entwicklung. Zu den wenigen Ausnahmen zählen “Inside SEK” von Kuni und “Der Einsatz meines Lebens” von Thomas Käsböhrer.

Meine Highlights

In diesem Jahr gab es kein Buch, das extrem herausgestochen und mich nachhaltig beeindruckt hat, wie es in früheren Jahren der Fall war. Rereads nehme ich hier bewusst aus, da sie bereits in anderen Jahren meine Favoriten waren.

Trotzdem möchte ich zwei Highlights hervorheben:

“VIEWS” von Marc-Uwe Kling (Roman/Thriller): Die KI-Thematik ist hochaktuell, und ich fand das Szenario aus Sicht der Polizei und Ermittlungsbehörden unglaublich spannend. Marc-Uwe Kling zeigt sowohl das kriminelle Potenzial als auch die Chancen von KI bei der Aufklärung von Fällen auf. Besonders gelungen fand ich, wie die Protagonistin an das Thema KI herangeführt wurde, was auch die Leser:innen gut abholt.

“The Games Gods Play” von Abigail Owen: Die moderne Welt wird von griechischen Göttern regiert, die Lust auf ein Spiel haben. Die Mischung aus moderner Welt und Mythologie fand ich ebenso faszinierend wie die gelungene Umsetzung der Prämisse. Nichts für schwache Nerven!

    Mein Lowlight

    Nach längerer Überlegung habe ich “Die Brüder” von Rebekah Stoke als mein Lowlight ausgewählt. Obwohl das Buch unterhaltsam war, wirkte die Geschichte oft unrealistisch überzeichnet, und die Protagonistin verhielt sich teilweise frustrierend naiv. Ich habe das Hörbuch in mehreren Etappen gehört, aber es konnte mich nicht wirklich fesseln.

    Trotz einiger Höhen und Tiefen war 2024 ein abwechslungsreiches und spannendes Lesejahr. Ich freue mich schon auf die Geschichten, die 2025 bereithält! Ich nehme mir definitiv vor wieder mehr Non-Fiction (insbesondere Populärwissenschaftliche Bücher) zu lesen und weniger (Dark) Romance.