Ein Luxusschiff, das durch die Antarktis kreuzt. 75 Passagiere, umgeben von endlosem Eis. Keine Polizei, keine Möglichkeit zur Flucht. Und dann sterben die ersten Menschen. Amy McCulloch setzt mit Der Eisbrecher auf ein klassisches Locked-Room-Szenario – nur eben mitten im gefrorenen Nirgendwo.

Inhalt
Im eisigen Südpolarmeer kämpft sie ums Überleben
Die Antarktis ist das spektakulärste Reiseziel, das sich Olivia vorstellen kann. Aufgeregt bezieht sie ihre Kabine auf dem zu einem Luxusschiff umgebauten Eisbrecher. Die ersten riesigen Eisberge mit ihren schroffen Kanten versetzen sie in Staunen – bis ihr die Vorkommnisse an Bord den Atem rauben: Zwei Passagiere sterben! War es Mord? In der Antarktis gibt es keine Polizei, keine Telefone und keine Rettung. Unter der endlosen Mitternachtssonne kann Olivia niemandem vertrauen, denn irgendjemand an Bord will verhindern, dass sie lebend in die Zivilisation zurückkehrt …
Meine Meinung
Eine Reise ins Ungewisse
Für Olivia, eine zielstrebige Finanzmathematikerin, ist die Expeditionsreise der Strohhalm zur Unabhängigkeit, aber auch eine Reise die tiefste Ängste in ihr freisetzt. Sie hat nach einem Bootsunfall in ihrer Jugend größte Angst ein Schiff zu betreten. Doch für ihren beruflichen Erfolg und auch ihrem Freund zu Liebe tritt sie die Reise an. Sie ist auf dem Schiff um die finanzielle Seite einer Kunst-Auktion zu begleiten. Ihr Freund ist der Kunst-Aussteller.
Die Reise könnte nicht katastrophaler starten: Als das Schiff ablegt merkt Olivia, dass ihr Freund Aaron scheinbar noch einmal das Schiff verlassen und es nicht rechtzeitig wieder betreten hat. Wie kann er sie mit ihren Ängsten so alleine lassen?
Neben Olivias persönlichen Gefühlen nimmt die Reise eine weitere düstere Wendung, als ein Paar durch scheinbar vergifteten Champagner stirbt. War es ein tragischer Unfall oder gezielter Mord? Während Olivia versucht, die beunruhigenden Ereignisse an Bord zu verstehen, verschwinden weitere Menschen – und es wird klar, dass sie selbst längst ins Visier geraten ist.
Mord, Macht und Geheimnisse
McCulloch vermischt klassische Thriller-Elemente mit der finanziellen Seite von Kunst und sozialen Machtgefällen. Olivia ist in all ihrem Handeln getrieben von Schuld- und Verantwortungsgefühlen, vor allem ihrer pflegebedürftigen Mutter gegenüber. Sie hat einen Berufszweig gewählt der Karriere und finanzielle Sicherheit in Aussicht stellt und will möglichst schnell ihren Abschluss als Aktuarin machen um sich und ihre Mutter abzusichern und sich unabhängig zu machen. Doch durch ihren Beruf und ihre Verbindungen bewegt sich Olivia in einer Welt, die sie eigentlich nicht betreten will: Millionäre, Kunsthändler, zwielichtige Deals.
Ihr eigener Freund Aaron, ein aufstrebender Kunstkenner, bleibt undurchsichtig – ein opportunistischer Luxusliebhaber oder steckt mehr dahinter? Ich hatte von Anfang an das Gefühl dass ihre Beziehung auf einem Machtgefälle fußt. Er zeichnet nach außen ein Bild von einem stets teuer und modisch gekleideten Mann mit Luxusschmuck und Luxuslebensstil. Sie, die begabte Finanzmathematikerin, die finanziell struggelt. Sie hat einen fantastischen Deal unter Dach und Fach gebracht, als sie einen Milliardär in Kunstanlagen beraten hat. Doch hat dieser Deal, diese Verbindung, sie für Aaron nur zum Werkzeug gemacht oder liebt er sie wirklich?
Die Bedrohung wächst, die Zeichen verdichten sich, während sich auch die Motive der anderen Passagiere immer weiter verstricken. Wer ist wirklich an der Expeditionsreise interessiert? Wer ist nur für die Kunst-Auktion an Bord und wer hat noch viel düstere Motive?
Die Antarktis als unbarmherzige Kulisse
Die Kälte, die Enge des Schiffes, das endlose Eis – McCulloch nutzt die Natur als klaustrophobisches Element. Hier gibt es keine Polizei, keine schnellen Rettungshubschrauber. Nicht einmal der Kontakt zur Außenwelt ist garantiert, denn das Internet streikt immer wieder. Wer ins Visier des Mörders gerät, ist auf sich allein gestellt. Die Monster in dieser Geschichte sind keine Schreckgespenster sondern Menschen die ihr Unwesen treiben. Ich persönlich finde die eiskalte Kulisse der Antarktis super gewählt, denn die reine Kälte, die Isolation und die begrenzten Möglichkeiten machen die Geschichte noch viel intensiver und in sich geschlossener.
Fazit
“Der Eisbrecher” ist ein solider Thriller mit einem starken Setting und einer spannenden Handlung. Wer Geschichten mag, in denen die Umgebung zur tödlichen Falle wird und eine scheinbar harmlose Reise zur tödlichen Jagd, wird hier fündig. Manche Charaktere bleiben blass, und einige Wendungen lassen sich erahnen, doch die eisige Stimmung und das stetig wachsende Misstrauen an Bord halten die Spannung hoch. Die Protagonistin Olivia ist authentisch und hervorragend geschrieben, sie hat Ängste und Macken und Wünsche, sie ist nicht die Starke Heldin, aber sie hat Biss und kämpft sich in einer unausweichlichen Lage durch.
Buchdetails:
“Der Eisbrecher” von Amy McCulloch
Piper Verlag – 28.09.2023
Klappenbroschur 17,00 € – 448 Seiten
Verlagsseite
Hinweise
Rezension: ©alienicious 2025
Das rezensierte Buch habe ich selber erworben.
Eine Übersicht meiner Rezensionen findet ihr hier. 🕮